Thoughts

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Abermals öffnete er seine Augen. Diesmal schneller als zuvor. Er liebte die Lichtreflexionen, die kleinen schwarzen Flecken, die sich ihm nun zeigten; die ihn umspielten und ihm ein Gefühl von Lebendigkeit gaben. Binnen weniger Hundertstel waren sie jedoch verschwunden – unwiderruflich. Zurück blieb eine Leere, die Synonym war für Einsamkeit. Für Alleinsein; innerlich wie äußerlich. Das war es, das er so sehr fürchtete.

Ein Zittern ereilte seine Mundwinkel und unweigerlich begannen sich seine Augen abermals zu schließen. Der Teufelskreis hatte begonnen. Ein anfangs spärlich einsetzender Zyklus war einem routinierten, ja fast schon zwanghaften Ablauf gewichen. So fest es ihm möglich war presste er seine Lider aufeinander. Jeder Lichtstrahl, jede damit verbundene Farbe entfloh seinem Wahrnehmungsbereich, bis dieser erneut einer verlassenen, tristen Landschaft glich. Farblos, verblasst, seiner Intensität und Varietät beraubt. Für einen kurzen Moment erfüllte ihn jene Macht des Raubes mit Wohlgefühl und Stärke. Doch schon im nächsten Augenblicke ließ der indizierte Schmerz ihn zusammenzucken. Seine Augen drängten ihn durch die gepressten Lider dazu, sich öffnen zu dürfen, Licht und Leben zurückzubekommen. Langsam atmete er ein.

Nein, noch nicht sagte er sich. Durchhalten, den Schmerz ertragen. Nur so könne er das sehnsüchtig erwartete Farbspektakel verlängern. Ein Phänomen, das existenzieller nicht hätten sein können. Momente, die für ihn ein Feuerwerk der Emotionen bedeuteten. Ein Spektakel, das keiner vergleichbaren irdischen Möglichkeit glich. Seine Lippen begannen erneut zu beben. Eine Hitzewelle ereilte seinen Körper; überrollte ihn förmlich. Schier willkürlich zuckten seine Gliedmaßen. Er atmete tief ein, öffnete die Lider und lies sich leiten von der ihn übermannenden Emotions- und Farbenpracht.

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